Freitag, 27. Januar 2017

Zu gesund, um krank zu sein?

Guten Morgen ihr Lieben,

nachdem ich heute meinen "freien" Tag genieße, wollte ich Euch meine Gedanken vorstellen. Das Leben mit einer chronischen Krankheit ist wirklich eine Gratwanderung in unserer Gesellschaft.

Nehmen wir mal meine letzte Woche als Beispiel um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich jeder Tag sein kann:
Montag: Frühschicht, das heißt um kurz nach 4 Uhr aufstehen, wenig geschlafen, 5 Uhr zur Arbeit fahren, 8 Stunden in der Produktion gearbeitet. Alles gut, soweit. Nach der Arbeit direkt zum Möbelhaus gefahren, eingekauft, Dinge erledigt die sein müssen..bisschen Haushalt etc. 20.30 Uhr ins Bett gefallen vor Müdigkeit. Aber für mich war das ein "sensationeller" Tag, ein ungewöhnlicher Tag, da ich nach der Arbeit noch sehr viel erledigt bekam.

Dienstag: Gleiches Spiel, früh aufstehen, kaputt und müde zur Arbeit gegangen. Wieder 8 Stunden, danach wollte ich eigentlich zu einer Sitzung um 16 Uhr. Ging überhaupt nicht, ich war so erschöpft, dass nur noch die Couch meine Rettung war! Mir tat jeder Knochen weh, ich fühlte mich ausgelaugt und fertig. Aber zu gesund um zum Arzt zu gehen!

Mittwoch: Nach einer relativ guten Nacht, wieder um 5 Uhr zur Arbeit gefahren mit Schmerzen im Unterleib! Auch nicht ungewöhnlich, ein fürchterliches Stechen in der Blase, die mich ständig zur Toilette schickten. Kopfschmerzen und Schwierigkeiten beim Laufen, Schwindel etc. Aber auch diesen Tag habe ich überstanden...danach war wiederum nicht mehr viel möglich! Privatleben? Nun ja, was eben noch übrig ist. Dank meines Laptops, kann ich trotzdem noch am Leben "teilnehmen", da ich Emails beantworten kann, bisschen Facebook usw. Tee trinkend auf der Couch liegend, Wärmeflasche auf dem Bauch!

Donnerstag: Erstaunlicherweise gut aufgewacht, fühlte mich stark und fähig zur Arbeit zu gehen! Im Laufe des Tages, lies meine Energie stündlich nach. Trotzdem, empfand ich diesen Tag als "erfolgreich"! Auffällig war, dass ich überhaupt nichts essen konnte? Auch die Mittagspause hatte ich überhaupt keinen Appetit! Zwang mich aber dazu etwas zu Essen. Mein Schmerzpegel (auf einer Skala von 1-10, ihr kennt das?) würde ich meine Schmerzen auf eine 3-4 bezeichnen. Das ist also eher normal und nicht schwer, damit leben zu können..in meinem Leben zumindest!
Nach der Arbeit fuhr ich gleich zu einem Autohaus, da es draußen schön war in der Sonne und lief zwischen Autos umher und genoss die frische Luft. Plötzlich machte mein linker Fuß schlapp? Nun gut, also ab nach Hause und den Rest des Tages auf der Couch verbracht!

Jeden Tag der Woche überlege ich also, wie soll ich das jemand vermitteln, der nicht "chronisch krank" ist. Jeder Tag sieht anders aus, jeden Tag erlebe ich andere Schmerzen, andere "Zustände". Manche Probleme sind für mich so gering, dass ich sie einfach übersehe! Andere wiederum zwingen mich dazu, Schmerzmittel einzunehmen oder durch ein warmes Bad, Wärmeflasche oder andere Dinge zu mindern!

Planungen für irgendwelche Veranstaltungen, oder auch Termine für Treffen, kann ich nie wirklich einschätzen, ob ich sie einhalten kann. Oft frage ich mich: Ist das jetzt schon "behandlungsbedürftig" oder kann das warten? Sollte ich einen Arzt aufsuchen? Was soll ich ihm sagen? Was würde er überhaupt tun können, um mir den Schmerz zu nehmen, oder damit ich mich besser fühle?

Meistens kann er überhaupt nichts für mich tun und ich wende die üblichen Heilmittel an um irgendwie den Tag und Abend zu überstehen.

Eine Gesellschaft, die erwartet, dass man funktionstüchtig ist, jeden Tag wird es nicht verstehen, dass man als chronisch Kranker, als Behinderte, eben nicht jeden Tag 100% geben kann. Alleine aus diesem Grund hat man doch, wie in meinem Fall einen Behindertenausweis? Aber verstehen kann das nur jemand, der in der gleichen Lage ist!

Also erfreue ich mich an den Tagen, an denen ich ohne Schmerzen aufwache, an denen ich Teil der Gesellschaft sein kann, produktiv und nach Feierabend noch etwas bewerkstelligen kann. Das sind meine guten Tage, an denen ich alles erledige, was ich an anderen schlechten Tagen eben nicht kann. Ich genieße in vollen Zügen, die Möglichkeiten, die mir diese guten Tage bieten!

Vielleicht ist das ein Vorteil, denn jeder Tag an dem ich zu gesund bin um krank zu sein, ist ein guter Tag für mich!

Wünsche Euch einen guten Tag und bald ein sonniges, erfreuliches, erholsames Wochenende!
Eure Endokat!


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